Von einem Tag auf den anderen muss Louise ihre gewohnte Umgebung in Frankreich verlassen. Mit ihrer unter einer Augenkrankheit leidenden Mutter geht sie nach Deutschland. Das fremde Land, die neue Sprache und die Rituale des großbürgerlichen, blitzblank aseptischen Arzthaushaltes der deutschen Großeltern werfen das entwurzelte Kind zurück auf ihre einzige Bezugsperson, die Mutter. Deren langsame Erblindung begreifen die Großeltern vor allem als gesellschaftlichen Makel. Im gleichen Maß wie die Erwachsene ihre Sehkraft und Handlungsfreiheit verliert, muss das Kind für sie sehen. Das Abhängigkeitsverhältnis der beiden verdichtet sich zunehmend, während die Mutter mehr und mehr jegliche Orientierung verliert …
Die erzählende Stimme, Louise, beschreibt die fortschreitende Hilflosigkeit ihrer Mutter und die erstickend beengenden familiären Verhältnisse lakonisch, mit der Leichtigkeit und Unbestechlichkeit des kindlichen Blicks und zugleich mit sezierender Genauigkeit und einer besonderen Vorliebe für Details und Farben. Der Dramatikerin Christine Velan gelingt es, die atmosphärische Dichte ihrer Bühnenwerke in ihrem aufwühlenden Roman Der blinde Fleck gekonnt umzusetzen.
Umschlagtext
Kritiken zum Roman: Pressestimmen